In der Physiotherapie spricht man vom Stütz- und Bewegungsapparat oder Muskel- und Skelettsystem. Muskeln haben unterschiedliche Funktionen wie Halten, Bewegen oder Stützen der Eingeweide, z. B. des Herzens oder des Darms. Ich gehe davon aus, dass mit Stützmuskulatur die Haltemuskeln oder Stabilisatoren gemeint sind. Diesen wird nachgesagt, dass sie bei Krafttraining zu kurz kommen könnten.
Wenn Sie eine bestimmte Kraftübung wie z. B. Bankdrücken durchführen, werden zuerst die gelenksnahen Haltemuskeln, für die Schulter z. B. die Rotatorenmanschette, für die korrekte Gelenksführung angespannt. Danach können die grossen Bewegungsmuskeln, z. B. der Brustmuskel, die gewünschte Bewegung durchführen. Dieser Mechanismus funktioniert gut bei langsamen und kontrollierten Bewegungen. Bei schnellen, unkontrollierten Bewegungen können die grossen Muskeln vor der Aktivierung der Haltemuskeln eine Bewegung durchführen, was im schlimmsten Fall zu übermässigen Gelenksbewegungen und dort zu Reizungen und Verletzungen führen kann.
Gelenksentzündungen und Schmerzen wie beim Morbus Bechterew können dazu führen, dass die Haltemuskeln gehemmt werden und die Bewegungsmuskeln bei statischen Positionen die Haltefunktion übernehmen. Dadurch stören sie die Haltemuskeln, wodurch diese ihre eigentliche Funktion nicht mehr gut ausführen können. Je aufmerksamer Sie die Bewegung durchführen, desto besser erreichen Sie die Haltemuskeln. Es ist also wichtig, das Krafttraining langsam und kontrolliert sowie wenn möglich in einer entzündungs- und schmerzfreien Phase durchzuführen.
Martina Kaufmann, Physiotherapeutin, MSc, OMT
Dieser Beitrag stammt aus der Rubrik «Ratgeber» der Zeitschrift «vertical». Werden auch Sie Mitglied und erhalten Sie weitere wertvolle Tipps für den Umgang mit Morbus Bechterew.