Je schwerer die Bechterew-Erkrankung, desto häufiger auch die Kiefergelenksarthritis. Unbehandelt kann die Arthritis zu einer Zerstörung des Gelenks bis hin zu einer knöchernen Überbrückung (Ankylose) führen. Sowohl konventionelle Basistherapeutika als auch Biologika können zur Behandlung der Kiefergelenksarthritis eingesetzt werden.
Im Vergleich zu Gesunden kommt es bei Bechterew-Betroffenen auch häufiger zu einer Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontose/Parodontitis). Letztere ist am häufigsten Folge von Zahnbelag (Plaque) und wäre durch eine noch bessere Mundhygiene teilweise vermeidbar. Ein zusätzlicher (von Plaque unabhängiger) Zusammenhang von systemischer Entzündung bei Bechterew mit Parodontitis wird diskutiert.
Die Kostenübernahme von zahnärztlichen Leistungen durch Krankenversicherer wird durch Artikel 31 des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) geregelt. Kosten werden bei Geburtsgebrechen, bei Unfällen (falls nicht von Unfallversicherung übernommen) und bei schweren, nicht vermeidbaren Erkrankungen des Kausystems oder bei schweren Allgemeinerkrankungen übernommen, welche aber auf einer abschliessenden Liste aufgeführt sein müssen. Der Morbus Bechterew mit Kieferbeteiligung ist auf dieser Liste.
Bei Zahnarztbehandlungen als Folge einer Kiefergelenksarthritis müsste der Zahnarzt vorgängig ein Kostengutsprachegesuch einreichen. Die Krankenkasse übernimmt keine Zahnschäden, die durch eine korrekte Mundhygiene hätten vermieden werden können. Zahnbehandlungen infolge Parodontitis werden in der Regel nicht übernommen, es sei denn, es liegt gleichzeitig eine andere, auf der Liste erwähnte Erkrankung vor (z. B. Speicheldrüsenerkrankung mit nachgewiesenem deutlich erniedrigtem Speichelfluss).
Prof. Dr. med. Adrian Ciurea, Stv. Klinikdirektor, Klinik für Rheumatologie, Universitätsspital Zürich
Dieser Beitrag stammt aus der Rubrik «Ratgeber» der Zeitschrift «vertical». Werden auch Sie Mitglied und erhalten Sie weitere wertvolle Tipps für den Umgang mit Morbus Bechterew.