«Intervallfasten ist sehr risikoarm, kann jedoch von grossem Nutzen sein»

PD Dr. med. Michael J. Nissen, Bechterew-Forschungspreisträger und beratender Arzt der SVMB, hat eine Online-Umfrage bei Bechterew-Betroffenen zum Thema Ernährung und Intervallfasten durchgeführt. Mit Unterstützung der SVMB konnten über 500 Personen befragt werden. Nun gibt es erste Erkenntnisse, die der Initiator der Studie gleich selbst einordnet.

Lars Gubler • 22. Januar 2025

Herr Dr. Michael Nissen, welche Erkenntnisse konnten Sie aus der Online-Umfrage zum Thema Ernährung und Intervallfasten bei Morbus Bechterew – axSpA gewinnen?

PD Dr. med. Michael J. Nissen: Die Analysen sind noch nicht abgeschlossen, aber die bisher ausgewerteten Daten zeigen, dass ein grosser Teil der Befragten irgendeine Form von Diät oder Fasten praktiziert. Fast die Hälfte der Patienten war der Ansicht, dass sich die Mittelmeerdiät positiv auf die Entzündungsaktivität ihrer Erkrankung auswirkte, während 57% der Patienten, die Intervallfasten ausprobiert hatten, der Meinung waren, dass es eine positive Wirkung hatte. Diese Ergebnisse sind ein ermutigendes Zeichen dafür, dass viele Patienten mit axSpA bereit sind, ihre Ernährung umzustellen und Intervallfasten als Ergänzung zu ihrer Standardbehandlung zu praktizieren, und dass diese leicht zugänglichen und kosteneffektiven Ansätze von Nutzen zu sein scheinen.

Kann auf der Grundlage dieser Ergebnisse das Intervallfasten für Menschen mit Morbus Bechterew – axSpA empfohlen werden?

Wir verfügen in erster Linie über beschreibende Beobachtungsdaten und Patientenmeinungen über die Wirksamkeit verschiedener Diäten und Fastenpraktiken. Es ist daher schwierig, anhand dieser Daten eine bestimmte Vorgehensweise zu empfehlen. Es müssen unbedingt mehr wissenschaftliche Studien zu diesem Thema durchgeführt werden. Nichtsdestotrotz sind diese Diät- und Fastenkonzepte sehr risikoarm und können von grossem Nutzen sein, nicht nur bei rheumatischen Erkrankungen, sondern auch bei vielen anderen chronischen Leiden.

Wie geht es bei diesem Thema nun weiter?

Weitere Untersuchungen sind erforderlich, insbesondere die Durchführung einer sogenannten randomisiert-kontrollierten Studie, d.h. einer Studie, die strengen wissenschaftlichen Kriterien entspricht, was wir in naher Zukunft planen. Wir planen auch, Morbus Bechterew-axSpA-Patientenorganisationen in anderen Ländern zu kontaktieren, um denselben Fragebogen auszufüllen und die Ergebnisse dann zwischen den Ländern zu vergleichen. 

Vielen Dank für dieses Gespräch.

PD Dr. med. Michael Nissen

Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift «vertical» Nr. 102 erschienen.

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