Frau Professor Niedermann, können Sie den Begriff Patientenedukation und seine Bedeutung für Bechterew-Patienten kurz erklären?
Patientenedukation ist ein geplanter interaktiver Lernprozess, der die Menschen unterstützen und befähigen soll, ihr Leben mit entzündlichem Rheuma zu bewältigen und ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu optimieren. Dies ist die Definition der Expertengruppe der EULAR. Bis diese Definition stand, gab es intensive Diskussionen und es wurde um fast jedes Wort gerungen. Ein interaktiver Lernprozess bedeutet, dass Patientenedukation eben nicht nur Information von den Fachpersonen an die Betroffenen ist, sondern ein interaktives Hin und Her, bei dem z.B. Motivation, Ziele und Erfahrungen abgeholt und die Betroffenen so unterstützt werden, mit dem Bechterew zurechtzukommen und die damit verbundenen Anforderungen zu bewältigen.
Weshalb ist Patientenedukation für Bechterew-Betroffene denn so wichtig?
Bechterew ist eine chronische Erkrankung, mit der man ein Leben lang zurechtkommen muss. Für den Umgang mit der Krankheit und den Krankheitssymptomen sowie die Alltagsgestaltung braucht man Selbstmanagement-Fähigkeiten. Betroffene müssen lernen, ihren Alltag mit der Krankheit zu bewältigen. Dabei geht es um Verhaltensweisen wie z.B. mit dem Rauchen aufzuhören oder sich zu bewegen, um Strategien z.B. bezüglich der Gestaltung von Arbeit und Freizeitaktivitäten sowie um Problemlösungen z.B. bei Schmerzen im Sinne von Anpassungen bei der Arbeit, beim Bewegungsprogramm oder bei der Medikamenteneinnahme.