Fabrice Grossenbacher (34) aus Genf hat einen etwas atypischen Karriereweg hinter sich. Nach dem Studium der Kunstgeschichte und des Französischen arbeitete er zunächst bei der Post, bevor er als Lokführer zur SBB wechselte. Dies erlaubte ihm, die ganze Schweiz mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu entdecken. Danach wechselte er von der SBB zur CGN (Compagnie générale de navigation sur le lac Léman), bevor er als Privatdetektiv erneut zu anderen Horizonten aufbrach. Er beschreibt sich selbst als neugierigen Autodidakten, der sich für alle möglichen Themen von Geschichte bis Kunst und von Architektur bis Fotografie interessiert. Seit mehr als zehn Jahren bereist er nun die Schweiz mit der gleichen Begeisterung und der festen Überzeugung, dass sie ein wunderschönes Land ist. Seine ursprüngliche Absicht war es, sein Generalabonnement (GA) in den Ferien zu nutzen, um «Tourist im eigenen Land zu sein». Nachdem er alle Städte und «Mustsee»-Orte auf dem touristischen Rundkurs besucht hatte, begann er, sich für den weniger bekannten Teil der Schweiz zu interessieren. So entdeckte er, dass dieses Land voller Schätze ist, die der breiten Öffentlichkeit unbekannt sind. Also begann er, mit seinem Smartphone Fotos zu machen, um sie zu teilen.

Der Krankheit die lange Nase zeigen
Vor zwei Jahren wurde bei Fabrice Grossenbacher Morbus Bechterew diagnostiziert. «Es war anfangs schwer zu akzeptieren, aber die Informationen und Berichte von anderen Betroffenen im ‹vertical› haben mir sehr geholfen», sagt er. «Ich habe dann beschlossen, so normal wie möglich weiterzuleben, und habe mir sogar die Herausforderung gestellt, einen Reiseführer zu schreiben, um zu zeigen, dass ich stärker bin als die Krankheit.» Natürlich war dieses Projekt nicht immer einfach für ihn: «Die Schmerzen hindern mich daran, so lange zu laufen wie früher und ich muss meine Ausflüge jetzt abkürzen. Während der Schreibphase hatte ich ausserdem mit der grossen Müdigkeit zu kämpfen, die die Krankheit mit sich bringt.» Trotz dieser Schwierigkeiten hat er nie aufgegeben. Mit diesem Projekt, das ihn in alle Ecken des Landes geführt hat, zeigt er der Krankheit, die dazu neigt, die Betroffenen zu immobilisieren, die lange Nase. «Ich wollte auch ein positives Beispiel geben, um diejenigen zu ermutigen, die Schwierigkeiten haben, für ihre Träume zu kämpfen», so Fabrice Grossenbacher weiter. Diese Herausforderung ist mit der Veröffentlichung seines Buches «Verborgene Schätze der Schweiz, 40 unbekannte fabelhafte Orte» (Editions Favre; auf Französisch, Anm. d. Red.) nun Wirklichkeit geworden.
Geschichte, Natur, Wasser und Architektur
Nach einem Jobwechsel verbrachte Fabrice Grossenbacher seinen Urlaub weiterhin auf der Suche nach sensationellen Orten. Die Fotos der besuchten Orte, eines schöner als das andere, begannen sich zu stapeln, bis er eines Tages beschloss, sie zu sortieren und etwas daraus zu machen, nämlich kleine Artikel, die er auf einer Facebook-Seite und dann auf Instagram teilte. Beim Versuch, sie nach Themen zu sortieren, stachen vier von ihnen hervor, die zu den vier Hauptthemen seines Fotoguides wurden: Geschichte, Natur, Wasser und Architektur. So entstand in seinem Kopf langsam die Idee zu einem Buch.

Dabei interessierten ihn die weltbekannten Sehenswürdigkeiten wie das Schloss Chillon, das Matterhorn, der Vierwaldstättersee oder der Rheinfall schon lange nicht mehr. Jeder kennt diese Schweizer Muss-Sehenswürdigkeiten.Fabrice Grossenbacher aber fragte sich: Wer hat schon einmal von Schloss Wyher, dem Préhisto- Park in Réclère, dem Bruno-Weber- Park oder dem Mauensee gehört? Und so machte er ein Buch für all jene, die die Schweiz auf eine andere Art und Weise entdecken wollen, abseits der ausgetretenen Pfade und der Hektik des Tourismus, in einer ruhigen und gelassenen Atmosphäre. Die Struktur seines Buches ist von der Schweizer Flagge inspiriert. Zunächst einmal verwendet er das quadratische Format. Und zweitens verwendet er den Vierer-Rhythmus des Bundeskreuzes: Vier Fotos und vier Seiten für jeden der 40 Orte, die in vier Hauptthemen unterteilt sind. Es ist mehr als ein einfacher Reiseführer, denn es stellt die Fotos in den Vordergrund und ist reich an überraschenden Anekdoten. Mit seinem Buch führt Fabrice Grossenbacher den Leser zu unbekannten Schönheiten in der ganzen Schweiz. Für ihn selbst war dieses Projekt ein Wegweiser in seinem Kampf gegen den Bechterew.
Fabrice Grossenbacher 20 × 20 cm, 192 Seiten Französisch Erscheinungsdatum: Juni 2021 CHF 28 Bestellung und weitere Informationen unter swisstastix.com Instagram: @swisstastix.
Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift «vertical» Nr. 90/November 2021 erschienen.