Wie häufig sind schwere Infektionen bei der Behandlung mit TNF-Hemmern?

TNF-Alpha-Hemmer bringen vielen Betroffenen zwar eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität, doch sie führen leider auch zu einem erhöhten Infektionsrisiko. Italienische Wissenschafter wollten dieses Infektionsrisiko nun genauer unter die Lupe nehmen.

4. Januar 2021

Nach den ASAS/EULAR-Leitlinien für die Spondyloarthritis-Therapie
sind nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR, Medikamente ohne Kortison) die Medikamente der ersten Wahl. In Fällen, in denen NSAR und bei der
Psoriasis-Arthritis auch Disease Modifying Anti-Rheumatic Drugs (DMARD),
beispielsweise Sulfasalazin oder Methotrexat, und örtliche CorticosteroidInjektionen nicht ausreichend wirksam sind, kommt die Behandlung mit einem TNF-Alpha-Hemmer in Frage. Durch eine Reihe von Studien wurde nachgewiesen, dass TNFAlpha-Hemmer die Krankheitsaktivität wirksam reduzieren, das Fortschreiten der knöchernen Versteifung verlangsamen und die Lebensqualität der Patienten verbessern. Da das Zytokin (Botenstoff) TNF-Alpha eine wichtige Rolle in der Infekt-Abwehr spielt, kann seine Blockierung jedoch auch mit erheblichen Nebenwirkungen wie schweren Infektionen verbunden sein.
Bei einer Zusammenfassung von Studien, in denen die Infekthäufigkeit bei Spondyloarthritis-Patienten unter der Behandlung mit einem TNF-Hemmer verglichen wurde mit Placebo (einem Scheinmedikament), fanden Xu u.a. 2017 nahezu dieselbe Infektionsrate (22,3 % gegenüber 21,9 %). In einer anderen Zusammenfassung von Studien, bei denen Spondyloarthritis-Patienten behandelt wurden, fanden Burmester u.a. 2013 jedoch ein erhöhtes Infektionsrisiko, vor allem bei Patienten mit einer Psoriasis-Arthritis, wenn auch nicht so stark erhöht wie bei der rheumatoiden Arthritis. Vor diesem Hintergrund haben Dr. Fabiola Atzeni und ihre Mitverfasser untersucht, ob es im italienischen Patientenregister «Gruppo Italiano per lo Studio delle Early Arthritis» (GISEA), in dem Patienten erfasst
werden, die mit einem TNF-Hemmer behandelt werden, Hinweise auf eine erhöhte Rate schwerer Infektionen gibt.

Schnupfen nicht erfasst

Erfasst wurden 3321 Spondyloarthritis-Patienten (1066 mit Morbus Bechterew, 1633 mit Psoriasis-Arthritis, 66 mit Gelenkentzündungen in Verbindung mit einer chronischen Darmentzündung und 556 Patienten mit
einer undifferenzierten Spondyloarthritis), die zwischen 2003 und 2015
mit TNF-Hemmern behandelt wurden. Ein Drittel der Patienten wurden mit
Infliximab behandelt, ein Drittel mit Adalimumab und ein Drittel mit Etanercept. In Kombination mit diesen Biologika erhielten 28% auch Corticosteroide und 80% mindestens ein DMARD. 63% der Patienten hatten
Begleiterkrankungen, die meisten davon Bluthochdruck, eine Schilddrüsenkrankheit, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), eine Herzkrankheit oder Osteoporose. Berücksichtigt wurden Änderungen in der Spondyloarthritis-Therapie und schwerwiegende Ereignisse,
insbesondere lebensbedrohliche Infektionen, die einen Krankenhausaufenthalt und eine intravenöse Antibiotikatherapie notwendig machten. Leichte Infektion wie Schnupfen und dergleichen, bei denen der Patient gewöhnlich nicht zum Arzt geht, sind im Register und damit auch in dieser Studie nicht erfasst.

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