Die Rheumatologen Dr. Giovanni Adami und Prof. Dr. Kenneth G. Saag von der Universität in Birmingham (Alabama [USA]) berichten in ihrer Literaturübersicht, dass Knochenfrakturen aufgrund einer geringen Knochen-Mineraldichte die häufigste schwere Folge einer steroid-induzierten Osteoporose sind und dass das Risiko für solche Frakturen stark von der zeitlich aufsummierten Steroid-Dosis abhängt: Ab einer Gesamtdosis von 1000 mg überwiegt die nachteilige Wirkung der Corticosteroide auf die Knochen, und die Frakturhäufigkeit wächst proportional zur Steroid-Gesamtdosis, während bei einer geringeren Gesamtdosis die positive Wirkung auf die knochenaufbauenden Zellen, die sogenannten Osteoblasten, überwiegt. Die Langzeit-Einnahme von Corticosteroiden kann auf diese Weise zu Behinderungen, einer erhöhten Sterblichkeit und – sowohl für die Gesellschaft als auch für den einzelnen Patienten – erheblichen Kosten führen.
Trotzdem sind Corticosteroide der Grundpfeiler der Behandlung einiger entzündlicher und Autoimmun-Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis, des systemischen Lupus erythematosus, der rheumatischen Polymyalgie sowie bestimmter Lungenkrankheiten. Beim Morbus Bechterew sind lokale Kortisonspritzen bei peripherem Gelenkbefall oder einer Arthritis im Kreuzbein-Darmbein-Gelenk möglich. Eine Langzeitbehandlung mit Steroiden ist hingegen nicht sinnvoll.
Für Risikopatienten auch nicht-medikamentöse Massnahmen wichtig
Bisphosphonate sind die am häufigsten verschriebenen Medikamente sowohl gegen die Osteoporose bei Frauen nach der Menopause als auch gegen die steroid-induzierte Osteoporose. Die Häufigkeit von Hüftgelenkfrakturen betrug bei einer Behandlung mit einem Medikament dieses Typs acht pro 1000 Personen-Jahre im Vergleich zu zwölf pro 1000 Personen-Jahre ohne diese Behandlung. Bei älteren, im Mittel 80 Jahre alten mit Steroiden behandelten Patienten betrug die Häufigkeit von Hüftgelenkfrakturen bei der gleichen Behandlung neun pro 1000 Personen-Jahre im Vergleich zu 27 pro 1000 Personen-Jahre ohne Behandlung. Selbstverständlich sind für Risikopatienten auch nicht-medikamentöse Massnahmen wie Physiotherapie, Kraft- und Koordinationstraining sowie eine Anpassung der Wohnumgebung zur Sturzvermeidung notwendig.
Bei Patienten mit einer Steroid-Dauerbehandlung, die mit einem Knochen-Anabolikum behandelt wurden, fiel die Wirbelbruch-Häufigkeit unter dieser Behandlung von 44 auf zwölf pro 1000 Patienten-Jahre und bei Patienten ohne Steroid-Dauerbehandlung von 21 auf neun pro 1000 Patienten-Jahre.
Vorsicht beim «Rebound-Effekt»
Eine weitere Möglichkeit zur Behandlung der steroid-induzierten Osteoporose ist Denosumab, besser bekannt unter dem Namen Prolia. Alle sechs Monate verabreicht, erwies sich dieses Medikament in einer Studie über zwei Jahre gegenüber einer Behandlung mit einem Bisphosphonat bezüglich der Knochendichte überlegen und bezüglich der Frakturhäufigkeit gleichwertig. Auffällig war jedoch eine hohe Zahl von Wirbelbrüchen nach Absetzen des Medikaments (sog. Rebound-Effekt). (Anm. d. Red.: Prolia wird seit 2010 gegen Osteoporose eingesetzt. Ärzte des Waadtländer Universitätsspitals CHUV haben in der Folge herausgefunden, dass es nach Absetzen dieses Medikaments zu vermehrten Wirbelbrüchen kommt. Deshalb hat die Arzneimittelbehörde Swissmedic die Informationen zum Medikament ergänzt und von ärztlicher Seite wird seither geraten, beim Absetzen des Medikaments Vorsicht walten zu lassen. Auf die Behandlung mit Prolia sollte eine Folgetherapie mit einem klassischen Osteoporosemedikament, sog. Bisphosphonate, folgen.)
Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift «vertical» Nr. 87/Februar 2021 erschienen.