Kontroverse um Rheumamedikamente: Senken sie das Alzheimer-Risiko?

Seit einigen Jahren tauchen immer wieder Studien auf, die ein erhöhtes oder ein reduziertes Risiko für Alzheimer durch die langjährige Einnahme von Ibuprofen postulieren. Nun ist eine neue Studie erschienen, die von einem tieferen Risiko ausgeht. Doch von zu hohen Erwartungen ist abzuraten.

6. August 2018

Der Wirkstoff Ibuprofen gehört zu den sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), die auch in der medikamentösen Therapie des Morbus Bechterew eine wichtige Rolle spielen können. Sie sind in der Regel das Medikament der ersten Wahl, noch bevor es im Rahmen einer Therapieeskalation zum Einsatz von sogenannten TNF-Alpha-Hemmern (Biologika) kommen kann.

Ibuprofen wird aber auch zur Bekämpfung von vergleichsweise leichten Schmerzen, zum Beispiel Kopf- oder Zahnschmerzen, oder auch Menstruationsbeschwerden oder aber zur Fiebersenkung eingesetzt. Der Einsatz des Wirkstoffs ist daher sowohl in der breiten Bevölkerung wie auch unter den Bechterew-Patienten verbreitet. Neben dem breiten Einsatzgebiet sind die häufigsten Nebenwirkungen von Ibuprofen zu erwähnen. Dies sind vor allem Beschwerden im Magendarm-Bereich, von Sodbrennen bis hin zu Magen-Darm-Blutungen.

Kleine Anzahl Probanden

Nun ist eine neue Studie erscheinen, laut der das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, durch die langjährige Einnahme von Ibuprofen sinkt. Die Alzheimer-Krankheit (AK) oder Morbus Alzheimer, benannt nach dem Neurologen Alois Alzheimer, der sie im Jahr 1906 erstmals beschrieb, ist eine degenerative Erkrankung des Gehirns, die in ihrer häufigsten Form bei Personen über 65 Jahren vorkommt. Sie ist in der Hauptsache von einer zunehmenden Demenz gekennzeichnet, also von Beeinträchtigungen des Kurzzeitgedächtnisses, des Denkvermögens, der Sprache, der Motorik und in einigen Fällen auch der Persönlichkeitsstruktur.

Die Studie betrachtete einen Speicheltest, der die Menge des Proteins Amyloid Beta 42 (Abeta 42) misst. Einige Experten, so auch die Forscher der aktuellen Studie, glauben, dass ein überdurchschnittlich hoher Abeta 42-Spiegel ein erstes Warnzeichen für die Entwicklung der Alzheimer-Krankheit sein könnte. Der Test wurde bei 23 Personen mit und 31 Personen ohne Alzheimer durchgeführt, was angesichts der komplexen Fragestellung eine zu kleine Anzahl von Probanden ist, um verlässliche Resultate vorweisen zu können. Zudem ist ebenfalls umstritten, inwiefern eine vorbeugende Behandlung mit dem Schmerzmittel Ibuprofen überhaupt sinnvoll ist. Dies gerade auch vor dem Hintergrund der erwähnten, teilweise schweren Nebenwirkungen wie beispielsweise Magen-Darm-Blutungen. Zudem haben die Forschenden nicht spezifisch die Wirkung von Ibuprofen untersucht, sondern von verschiedenen Medikamenten aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Das Hauptziel der Studie war, die Eignung des Speicheltests für die Früherkennung von Alzheimer zu untersuchen.

Kaum Aussagen möglich

Da der Speicheltest jedoch nur einmal bei jedem Probanden durchgeführt wurde, können keine Aussagen über die Schwankungen der Werte von Abeta 42 gemacht und somit keine Zusammenhänge zwischen der Langzeiteinnahme von NSAR und dem Risiko, an Alzheimer zu erkranken, aufgezeigt werden. Hingegen war schon früher bekannt, dass gewisse Risikofaktoren zur Entwicklung der Krankheit beitragen können. Dazu gehören vor allem das Alter, eine Vorbelastung in der Familie, schwere Kopfverletzungen sowie Lifestyle-Faktoren.

Quellen:

McGeer, Patrick L., et al.: «Alzheimer’s Disease Can Be Spared by Nonsteroidal Anti-Inflammatory Drugs.» Journal of Alzheimer’s Disease Preprint (2017): 1-4.

https://www.nhs.uk/news/neurology/claims-ibuprofen-will-wipe-out-alzheimers-are-misleading/ (abgerufen am 5.7.2018)