Unabhängig von der Grunderkrankung, haben die Lokalisation und der Schweregrad einer Fraktur einen Einfluss auf Heilung und spätere Nachwirkungen. Durch die vermehrte Entzündungsaktivität ist bei Morbus Bechterew ein vermehrter Knochenumbau im Bereich der Wirbelsäule zu erwarten, welcher das Risiko eines Knochenschwundes (Osteoporose) in diesem Bereich erhöht. Auch die Bewegungseinschränkung der Wirbelsäule durch knöcherne Überbrückungen der Wirbelkörper führt zu einer Verstärkung der Osteoporose der Wirbelkörper.
Frakturen im vorderen Bereich der Wirbelkörper (Keilwirbelbildung) verstärken die Bildung eines Rundrückens, was die Statik der Wirbelsäule stark verändert. Gefürchtet werden bei Morbus Bechterew mit stark ankylosierter Wirbelsäule (Bambusstab-Wirbelsäule) die sogenannten Transversalbrüche, welche nicht durch die Wirbelkörper, sondern auf Höhe der knöchernen Überbrückungen verlaufen und zu einer starken Instabilität mit Verletzung des Rückenmarks führen können.
Bei signifikanter Änderung des Schmerzcharakters an der Wirbelsäule sollten bei Morbus Bechterew deshalb andere Schmerzursachen, wie zum Beispiel eine Fraktur, in Betracht gezogen werden.
Inwieweit die Behandlung mit nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), welche weiterhin als das Medikamente der ersten Wahl bei Morbus Bechterew gelten, bei einer Fraktur das Risiko für eine schlechte Frakturheilung erhöhen könnte, wird kontrovers diskutiert.
Prof. Dr. med. Adrian Ciurea, Stv. Klinikdirektor, Klinik für Rheumatologie, Universitätsspital Zürich
Dieser Beitrag stammt aus der Rubrik «Ratgeber» der Zeitschrift «vertical». Werden auch Sie Mitglied und erhalten Sie weitere wertvolle Tipps für den Umgang mit Morbus Bechterew.